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Mon Chérie - Leseprobe

Aktualisiert: 9. Dez. 2022

Dies ist eine Leseprobe aus dem Buch "Tinderbell - die Datingfee" mit erotischen Kurzgeschichten.


Buch Tinderbell die Datingfee von Leila Alawarnez
Mon Chérie - eines der wunderschönsten Dinge auf der Welt. Auspacken und dahinschmelzen.

»Man muss einfach an wunderschöne Dinge denken«, erklärte Peter. »Die heben einen dann in die Luft.« aus Peter Pan von J. M. Barrie

Es ist mir egal, ob du nach der Zigarette danach schmeckst. Küss mich noch einmal mit deinen vollen Lippen, bevor ich gehe. Umarme mich für die Ewigkeit! Meine letzten Worte zu dir sind gemurmelter Selbstschutz: »Vielleicht sehen wir uns ja wieder?«


Du bist fast 20 Jahre jünger und etwas kleiner als ich. Es ist mir beides egal! Ich bin deutlich breiter als du. Du akzeptierst es. Deine Stimme − ich mag sie sehr − ist sanft und samtig. Deine Worte ziehen über mich hinweg. Wie Zuckerwatteworte, süss, rosa und ich bleibe daran kleben. Sprich weiter! Wie kann ein so junger Mensch diese leuchtende Tiefe haben? Zu gerne wüsste ich, welche Erfahrungen dich zu der Person geformt haben, die du bist. Es ist spannend, dir zuzuhören. Du bist ein Lichtkünstler, untermalst Theateraufführungen ohne Worte und erweckst so Emotionen. Selbst in deinen Sätzen klingen Emotionen und Poesie durch. Zwei Mal sagst du mir, dass Worte eine grosse Kraft haben. Mein Gott, jetzt habe ich schon wieder die falschen Worte gewählt. Ich tendiere dazu, ironisch und sarkastisch zu sein, denke dann, meine Worte seien amüsant, aber der andere fühlt sich verletzt und ich stolpere darüber hinweg. Du erzählst von deiner Leidenschaft für ein Strategiespiel. Ich ziehe es ins Lächerliche, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das spannend sein kann. Ich bevorzuge Glücksspiele und kann dem taktischen Nach- und Vorausdenken bei Strategiespielen nichts abgewinnen. Das geht mir zu lange. Ich denke immer nur einen Zug voraus und presche dann vor.


So auch heute. Ich rede wie ein Wasserfall und bin erstaunt, mich so unbefangen zu fühlen. Es ist mir egal, ob es sinnig oder unsinnig ist, was ich sage. Es ist schön, dir gegenüber zu sitzen und deine Augen anzusehen, sie im Geiste nachzumalen. Sind sie hellgrau oder graublau? Helle Wachsamkeit ist in ihnen. Dein Beobachterblick wertet nicht. Er streichelt mir einfach übers Haar und ich freue mich, in deiner Nähe zu sein.


Vom Prosecco gelöst, entlädt sich meine innere Anspannung in Worte. Denn im Gegensatz zu dir wusste ich, dass ich heute ein Blind Date nach dem Theaterbesuch haben werde. In meinem Schlafzimmer türmen sich die Kleider auf dem Bett. Die zunächst ausgewählten und dann doch verschmähten. Dieses ›Was-zieh-ich-bloss-an-Gefühl‹ hatte ich schon lange nicht mehr. Das Geschmeide aus dem Schmuckkästchen tummelt sich auf dem Bettlaken und alle Lippenstifte aus dem Necessaire leisten den Ohrringen Gesellschaft. Wo ist mein Lieblingsparfum? Es ist seit über fünf Jahren nicht mehr erhältlich und ich benutze es nur zu besonderen Anlässen. Ein Date nach einem Jahr Pause − ein Grund, um nach Parfum d'été zu duften, um mich sommerblumig leicht zu fühlen. Mit diesem Duft an meiner Haut fühle ich mich vollständig angezogen. Ich bin spät dran. Rasch! Das Theater beginnt in einer Stunde. Das Chaos auf dem Bett bleibt einfach liegen.


Die Vorstellung im Theater ist wunderschön. Witzig. Stimmig. Schön. Auch meine Freundin, die mich begleitet, liebt die Performance. Vor Spielbeginn gebe ich an der Kasse eine Rose und eine Packung Mon Chéri für dich ab. Altmodisch − mit Karte. Wir haben uns vor vier Wochen auf einer App kennengelernt und intensiv ausgetauscht. Mon Chéri-Fantasien waren ein Teil unserer Wortspiele. Aber dann hast du aufgehört zu schreiben und ich habe keine Ahnung, warum du nichts mehr von dir hören lässt. Der Besuch im Theater ist mein letzter Versuch, mit dir in Kontakt zu treten. Nachdem der Vorhang gefallen ist, bringe ich meine Freundin zum Bahnhof und gehe weiter zu meinem Parkplatz. Als ich das Handy einschalte, leuchtet mir ein roter Kreis auf der App entgegen. Eine Nachricht von dir! Jetzt warte ich unter der Laterne vor dem Theater auf dich. Ich bin aufgeregt und gleichzeitig cool und distanziert.


Bei unserer ersten Begegnung im echten Leben beobachte ich uns beide wie aus der Vogelperspektive. Wir ziehen von Ort zu Ort. Zuerst das Café, es wird geschlossen. Dann die Pizzeria, auch die macht Feierabend. Eine Stunde spazieren wir in der Kälte des Dezemberabends, um weiterreden zu können. Du bist aufmerksam und höflich und erklärst mir, dass du neben dem Theater noch andere, dringende Projekte organisiert hast − deshalb dein Schweigen. Durchgefroren beschliesse ich, mich auf den Heimweg zu machen. Du sagst mir, dass ich deinen zarten Hinweis vorher nicht verstanden hätte, ob ich mit dir ins Hotelzimmer zum Aufwärmen kommen möchte. Meine kalten Füsse lassen mich ja sagen.


Die Inkubationszeit dieser Verliebtheit ist erstaunlich kurz. Vom ersten Blick bis zum ersten Kuss hundertfünfzig Minuten, vom ersten Kuss zum Erkunden der Haut fünfzehn Minuten. Das Seltsame ist, dass kein Gefühl der Fremdheit zwischen Hand und Haut war. Alles, was die Vernunft mir sonst einflüstert, ist nicht von Belang. Du stehst über konventionellen Gedanken, eine Freiheit des Denkens wohnt in dir, die ich von den Alltagsmenschen aus meinem Leben nicht kenne.


Deine Höflichkeit macht es mir leicht. Du fragst mich bei jedem Schritt, ob es in Ordnung sei, bei jeder Stoffschicht, bei jedem Millimeter des Näherkommens. Ich muss mich nicht zieren und habe keine Angst. Ich kann entscheiden − diese Freiheit macht es mir leicht. Mein hungriger Körper sagt ja, ja, jaaa! Ich habe ein Jahr der Enthaltsamkeit hinter mir und möchte mich und dich spüren. Es fühlt sich schön an, für meinen Geschmack könnte es intensiver sein. Lass mich dich fester spüren! Ich sage es dir, es irritiert dich etwas. Du fragst erneut, ob es weitergehen darf. Ja! Meine Füsse tauen auf, mein Körper erhitzt sich. Auch mein Inneres taut auf und ich fange an, zu fühlen. Plötzlich fühlt sich alles sehr intensiv an und die Lust schreit aus mir heraus. Erschreckend für dich, aber es ist einfach nur traumhaft schön. Intensiv, heftig, laut und viel Gefühl. Du bist ein begabter Liebhaber, mach weiter! Ich will mehr! Wie aufmerksam und höflich du bist, zeigt sich in der Frage, ob es okay sei, wenn du jetzt auf den Höhepunkt zusteuerst? Ja, bitte! Ich möchte dich in die Glückseligkeit der Erfüllung begleiten. Komm bitte!


Auf dem Heimweg war es kalt. »Landed safe«, schreibe ich dir. Deine letzten geschriebenen Worte an mich sind, dass mein Parfum noch im Raum sei. Seitdem herrscht Schweigen. Ich beobachte mich selbst, kippe zwischen Sehnsucht und Nüchternheit hin und her. Eins ist sicher, dass du liebenswert bist und ich viel mehr von dir wissen möchte. Warum bist du ein Lichtwesen geworden? Warum leuchtest du so für mich? Den nächsten Schritt überlasse ich dir. Aber, mon chéri, komm!


Hat dir die Leseprobe gefallen? Über diesen Link kannst du das Buch bestellen oder gehe zur Buchhandlung deiner Wahl. Leider ist es nicht als Kindle-Ebook bei Amazon verfügbar.



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